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Bestechungsskandal in England Der nationale Fußballverband FA kündigte am Mittwoch an, "jeden möglichen Vertragsbruch" zu untersuchen. In einer am Dienstagabend ausgestrahlten TV-Sendung hatten verdeckt recherchierende BBC-Journalisten die Affäre öffentlich gemacht. Demnach soll auch der englische Meister FC Chelsea, neuer Club von Michael Ballack, Transferbestimmungen der FA verletzt haben. Im Zentrum der Vorwürfe stehen jedoch Sam Allardyce, Coach der Bolton Wanderers, und Harry Redknapp, der mit dem FC Portsmouth nach fünf Spieltagen sensationell die Tabelle anführt. Beide Trainer sollen bei Spielertransfers illegal Handgelder kassiert haben. Chelseas Jugendkoordinator Frank Arnesen wurde heimlich dabei gefilmt, wie er verbotenerweise umgerechnet 220 000 Euro für einen 15 Jahre alten Jugendspieler des FC Middlesbrough bot.
In der BBC-Dokumentation bezeichneten drei Spielerberater Bolton-Trainer Allardyce, der vor der Weltmeisterschaft als heißer Anwärter auf den Posten des englischen Nationaltrainers gehandelt wurde, als "korrupt". So soll er bei der Verpflichtung des israelischen Nationalspielers Tal Ben Haim ein Handgeld von rund 75 000 Euro eingestrichen haben. Eine entscheidende Rolle habe sein Sohn Craig gespielt. Dieser besitzt zwar eine offizielle Lizenz als Spielerberater, durfte aber keine Geschäfte mit den Wanderers abwickeln, die sein Vater seit 1999 betreut.
Sam Allardyce wies die Vorwürfe zurück und drohte mit rechtlichen Schritten. "Ich habe die Sendung noch nicht gesehen. Aber sollten darin Dinge über mich gesagt worden sein, die falsch sind, dann werde ich dagegen vorgehen", erklärte er am Dienstagabend nach dem 3:1-Sieg im Ligapokal gegen Walsall. Bolton forderte bei der BBC weitere Informationen an.
Auch die FA hat den Fernsehsender gebeten, weitere Aufnahmen und Erkenntnisse weiter zu reichen. "Wir haben die Sendung mit großem Interesse gesehen. Wenn wir Beweise von möglichen Regelverstößen haben, werden wir selbstverständlich Ermittlungen einleiten", kündigte ein FA-Sprecher an. Redknapp will auf rechtliche Schritte gegen die BBC verzichten. "Ich habe nichts zu befürchten, da ich nichts falsch gemacht habe", sagte der Coach des FC Portsmouth.
Dem FC Chelsea droht als Wiederholungstäter im schlimmsten Fall der Abzug von drei Punkten. Die FA hatte dem Meister bereits im vergangenen Jahr wegen illegaler Vertragsverhandlungen mit dem damaligen Arsenal-Verteidiger Ashley Cole eine Drei-Punkte-Strafe "auf Bewährung" auferlegt. Allerdings halten es Experten für unwahrscheinlich, dass Arnesens Verhalten ausreicht, diese Strafe zu "aktivieren".
Bereits in den 90er Jahren gab es im englischen Profifußball einen Schmiergeldskandal. Der damalige Trainer des FC Arsenal, George Graham, hatte bei der Verpflichtung von Pal Lydersen und John Jensen umgerechnet 635 000 Euro von einem Spielervermittler erhalten. Als die illegale Zahlung Jahre später aufflog, wurde Graham entlassen und von der FA für ein Jahr gesperrt. (dpa)
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Englischer Bestechungsskandal weitet sich aus Von Dominik Lauck, dpa
London (dpa) - Der mutmaßliche Bestechungsskandal im englischen Profi-Fußball weitet sich aus. Ein weiterer Spielerberater erhob Vorwürfe gegen den beschuldigten Premier-League-Club Bolton Wanderers.
Erstligist FC Middlesbrough forderte die Bestrafung von Chelseas Jugendkoordinator Frank Arnesen. Zudem hat nach Informationen des «Guardian» ein vom nationalen Fußballverband FA eingesetzter unabhängiger Ermittler noch weit reichendere Hinweise für illegale Transaktionen bei Spielerwechseln gefunden als die BBC, die den Skandal mit einer TV-Dokumentation ausgelöst hatte. Der als Hauptbeschuldigter geltende Bolton-Trainer Sam Allardyce wehrt sich derweil gegen die Bestechungsvorwürfe.
Die Spielerberater, die diese Behauptungen in einer BBC-Sendung erhoben hatten, «haben bereits meinem Anwalt schriftlich bestätigt, dass sie gegenüber der BBC gelogen haben», sagte Allardyce. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, bei der Verpflichtung des israelischen Nationalspielers Idan Tal illegal ein Handgeld von rund 75 000 Euro eingestrichen zu haben. Das Geld sei über seinen Sohn Craig geflossen, der zwar lizenzierter Spielerberater ist, aber nicht mit Bolton verhandeln durfte.
Diese Vorwürfe wurden durch den früheren Berater von Tal gestützt. «Ich habe Idan Tal immer und immer wieder Bolton angeboten», sagte Ronen Katsav. Erst als Craig Allardyce den Spieler unter seine Fittiche nahm, sei es jedoch zu dem Transfer gekommen.
Auch der beschuldigte Harry Redknapp, Trainer von Tabellenführer Portsmouth, wehrte sich. Die Vorwürfe der BBC seien «lächerlich», sagte er. «Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt in der Sendung aufgetaucht bin. Ich habe nichts falsch gemacht.» Der Fernsehsender hatte auch ihm vorgeworfen, bestechlich zu sein, allerdings ohne das im Programm zu belegen.
Während sich die meisten Premier-League-Clubs mit Äußerungen zurückhalten, ging der FC Middlesbrough in die Offensive. Präsident Steve Gibson forderte eine Bestrafung von Chelseas Jugendkoordinator Arnesen. «Er sollte von Chelsea zur Rechenschaft gezogen werden, denn er hat gegen die Regeln verstoßen», sagte Gibson, der aber einen möglichen Drei-Punkte-Abzug des englischen Meisters als Wiederholungstäter ablehnt. Arnesen war heimlich dabei gefilmt worden, wie er verbotenerweise umgerechnet 220 000 Euro für einen 15 Jahre alten Jugendspieler des FC Middlesbrough bot.
Doch das Schlimmste droht möglicherweise noch. Der englische Fußballverband hat bereits zu Jahresbeginn einen unabhängigen Ermittler eingesetzt, der sämtliche Spielertransfers in der Premier League seit Januar 2004 auf Unregelmäßigkeiten untersucht. Dies war nötig geworden, nachdem Mike Newell, Trainer des Zweitligisten Luton Town, und sein Kollege Ian Holloway (damals Queens Park Rangers) von Bestechungsangeboten durch Spielerberater berichtet hatten. Der vorläufige Untersuchungsbericht des früheren Scotland-Yard-Chefs Lord John Stevens soll am 2. Oktober vorgelegt werden. Laut «Guardian» hat Stevens «deutlich detailliertere und weit reichendere» Hinweise für illegale Transaktionen als die BBC gesammelt.
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